"Ein Albtraum": Kickers verliert 1:2 gegen HSV II

Cordes erzielt vor 1114 Zuschauern schnellstes Emder Saisontor

Von Ingo Poppen

Rico Cordes war nach dem Abpfiff untröstlich. „Ich habe eindeutig zuerst den Ball gespielt und dann meinen Gegenspieler getroffen“, beteuerte der Mittelfeldspieler des BSV Kickers Emden. Schiedsrichter Max Rosenthal (Lübeck) bewertete den Zweikampf im Kickers-Strafraum in der 86. Minute anders - und entschied auf Elfmeter für die U21 des Hamburger SV. Daouda Beleme ließ sich die Chance vom Punkt nicht entgehen: Der Top-Torjäger der Regionalliga verwandelte souverän zum 2:1 für den Tabellenzweiten und besiegelte damit die knappe Emder Heimniederlage (87.). „Das ist ganz bitter - ein Albtraum“, seufzte Cordes, ehe er sich auf den Weg in Richtung Kabine machte.

Die Enttäuschung beim Niederländer war groß, dabei hatte er für einen Blitzstart seines Teams gesorgt. Die erste HSV-Ecke der Partie landete - wohl auch wegen des starken Windes - nicht in der Gefahrenzone, sondern an der Strafraumgrenze - vor den Füßen von Tido Steffens. Der Emder Stürmer schaltete schnell um und bediente Ilyas Bircan mit einem langen Pass aus der eigenen Hälfte. Bircan setzte Cordes in Szene, der im Strafraum noch einen Abwehrspieler aussteigen ließ und zum 1:0 traf. Gespielt waren da gerade einmal 87 Sekunden.

Das schnellste Kickers-Tor der Saison gab dem Tabellenletzten Sicherheit. Die beste Offensive der Liga brachte dagegen wenig zustande. „Meine Mannschaft hat zu spät gemerkt, wie man auf diesem Platz Fußball spielen muss“, sagte HSV-Coach Pit Reimers. „Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn wir vor der Pause noch ein zweites Tor kassiert hätten.“ Die beste Gelegenheit für die Emder besaß Tido Steffens, doch sein Freistoß aus rund 25 Metern blieb in der Mauer hängen (35.).

HSV-Trainer Reimers reagierte auf den durchwachsenen Auftritt seines Teams und wechselte zu Beginn der zweiten Hälfte gleich dreimal. Einer der neuen Hamburger sorgte zehn Minuten nach Wiederbeginn für den Ausgleich: Ayukayoh Mengot setzte sich auf der rechten Seite gegen Tido Steffens und anschließend im Strafraum auch gegen Alagie Jabbie durch. Seine Hereingabe von der Grundlinie wurde von André N’Diaye noch leicht abgefälscht - der Ball kullerte durch die Beine von Kickers-Keeper Malte Schuchardt zum 1:1 über die Linie (55.). „Meine Spieler haben reklamiert, weil der Ball schon im Aus gewesen sein soll“, sagte Kickers-Coach Stefan Emmerling.

Kurz nach dem Ausgleich verfehlte Emdens Startelf-Debütant Dirk Frerichs den HSV-Kasten mit einem Distanzschuss (59.). In der Schlussphase wurde es dann turbulent: HSV-Torhüter Leo Oppermann lenkte einen 16-Meter-Schuss von Ismet Osmani an den Pfosten (68.). Sechs Minuten später forderten die Emder dann vehement Elfmeter, nachdem Bircan im Strafraum zu Fall gebracht worden war (74.). Die Pfeife von Schiedsrichter Rosenthal blieb stumm - anders als zwölf Minuten später auf der anderen Seite. Als Daouda Beleme den Elfmeter zum 2:1 für die Gäste verwandelte, stand der HSV nur noch zu zehnt auf dem Feld: Valon Zumberi hatte nach einem Foul an Steffens die Gelb-Rote Karte gesehen (76.).

„Nach dem Platzverweis hätte ich das 1:1 unterschrieben“, sagte Hamburgs Coach Pit Reimers. „Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen. Deshalb dürfen wir uns über einen glücklichen Sieg freuen.“ Kickers-Trainer Stefan Emmerling war nach der Niederlage enttäuscht, mit der Leistung seines Teams aber nicht unzufrieden. „Es macht Spaß, den Jungs zuzuschauen“, so Emmerling. „Wir haben den Tabellenzweiten vor große Probleme gestellt und insgesamt ein gutes Spiel gezeigt.“

BSV Kickers: Schuchardt - Jabbie, Eilerts, Kugland - Köster (90. Niehues) - Osmani, N’Diaye - Frerichs (63. Visser), Cordes (88. Friesen) - Bircan, Steffens

Tore: 1:0 Cordes (2.), 1:1 Mengot (55.), 1:2 Beleme (87., Foulelfmeter)

Gelbe Karten: Osmani, Steffens, Goosmann (als Ersatzspieler), Cordes / Beleme

Gelb-Rote Karte: Zumberi (76., wiederholtes Foulspiel)

Zuschauer: 1114