Drei Tore in acht Minuten - Kickers feiert 18. Sieg in Serie

Bescheidende Worte eines Matchwinners. Als Abbey in der 71. Minute eingewechselt wurde, lagen die Ostfriesen noch mit 1:2 zurück und waren weit entfernt von der Fortsetzung der Erfolgsserie. Doch der Emder Joker Nummer eins (28 Einsätze, 25 Einwechslungen) brachte neuen Schwung - und war ein entscheidender Teil des Kickers-Wahnsinns mit drei Toren innerhalb von acht Minuten. Zunächst bereitete Abbey per Hereingabe den Ausgleich durch Tobias Steffen vor (80.), ehe er 118 Sekunden später allen Mut zusammennahm und die Kugel zum 3:2 versenkte. „In der Vergangenheit hatte ich oft das Problem, dass ich in solchen Situationen zu viel nachgedacht habe“, sagte Abbey. „Dieses Mal habe ich einfach den Kopf ausgeschaltet - und es hat zum Glück geklappt.“

Der 14. Heimsieg im 15. Spiel hatte sich lange Zeit nicht wirklich angedeutet. „Wir sind in der ersten Halbzeit ziemlich viel hinterhergelaufen und haben überhaupt nicht zu unserem Spiel gefunden“; lautete die Analyse von Tido Steffens. „Hildesheim hat uns heute spielerisch vor große Probleme gestellt“, fand auch Trainer Stefan Emmerling. Mit vergleichsweise einfachen Mitteln gelang den Gästen die Führung. Erhan Yilmaz bediente Hady El-Saleh mit einem langen Ball aus der eigenen Hälfte. El-Saleh entwischte der Emder Innenverteidigung und ließ Keeper Marcel Bergmann bei seinem Debüt im Kickers-Trikot keine Chance - 0:1 (13.).

Vorbereiter Yilmaz stand auch in der nächsten Szene im Mittelpunkt. Zunächst foulte er Steffens an der Seitenlinie von hinten. Der erboste Kickers-Kapitän baute sich anschließend vor Yilmaz auf - daraufhin ging der Hildesheimer zu Boden, hielt sich die Hände vors Gesicht und wälzte sich auf dem Rasen (21.). „Ich habe mich vor ihn gestellt, aber nicht im Gesicht berührt“, sagte Steffens, der für seine Reaktion Gelb sah. „Das ist in Ordnung, aber für sein Foul hätte mein Gegenspieler auch Gelb sehen müssen.“ Yilmaz kam ungestraft davon - und Steffens „revanchierte“ sich kurz darauf mit Saisontreffer Nummer 22. Nach einem weiten Schiller-Einwurf traf der Torjäger per Kopf zum Ausgleich (23.).

Die zweite Halbzeit begann für die Ostfriesen ähnlich mäßig wie die erste: Ein Freistoß von Yannik Schulze aus rund 30 Metern kam im Fünfmeterraum noch einmal auf - Bergmann konnte die Kugel nur nach vorne abwehren. Fred Mensah war mit dem Kopf zur Stelle brachte Hildesheim erneut in Führung (50.). „Das war natürlich ein Nackenschlag für uns“, sagte Steffens. Der nächste hätte nach rund einer Stunde folgen können. Schiedsrichter Daniel Fleddermann (Nordhorn) entschied nach einem Zweikampf zwischen Fabian Herbst und Nikos Elfert auf Elfmeter für den VfV. Mohammad Baghdadi trat an - und schoss die Kugel an den linken Außenpfosten (62.). „Bei einem 1:3-Rückstand wäre es sehr schwer geworden“, sagte BSV-Coach Emmerling.

So aber schöpften die Emder neuen Mut - und kamen zu guten Chancen. Doch Hildesheim-Keeper Tommy Henze parierte Schüsse von Tobias Steffen (64.) und Steffens (71.) stark. Mit einem gewonnenen Zweikampf von Said Abbey begann schließlich der Kickers-Wahnsinn mit drei Treffern binnen acht Minuten. Steffen traf zum Ausgleich (80.), Abbey drehte die Partie (82.) - und Steffens war schließlich für den Endstand zuständig (88.). Nach einem perfekt getimten Steilpass war Schiller auf und davon - und lieferte nach Einwurf und Kopfballvorlage per Querpass seinen dritten Assist an diesem Abend. Steffens ließ Baghdadi aussteigen und schob zum 4:2 ein.

„Obwohl wir schon Meister sind, haben wir niemals aufgegeben“, sagte Steffens. „Diese Moral ist überragend - wir wollten unbedingt den 18. Sieg in Serie.“ Diesen Willen verkörperte auch Said Abbey. „Wir haben ein unglaubliches Team, das bis zum Ende an sich glaubt.“ Für den Premieren-Torschützen gab es nach dem Schlusspfiff übrigens auch nur eine Option: Der 20-Jährige kletterte auf den Zaun vor Block 5 und stimmte mit den Kickers-Fans die obligatorische Sieger-Humba an.